6 Gebrauch
6.1 Gipstechnik
6.1.1 Allgemein
Für Qualität und Tragekomfort einer Prothese hat die individuelle Stumpfbettung besondere Bedeutung. Gerade
bei der Oberschenkel-Stumpfbettung verlangt die anatomisch bedingte fehlende Belastbarkeit des Stumpfs beson
dere Gestaltungskriterien.
Das Verbindungselement zwischen dem Körper des Amputierten und der Prothese hat folgende Aufgaben zu erfül
len:
•
korrekte Aufnahme des Stumpfvolumens
•
zuverlässige Haftung der Prothese am Stumpf
•
günstige Last- und Kraftübertragung
•
sichere Führung der Prothese
Die arterielle, venöse und lymphatische Zirkulation dürfen nicht beeinträchtigt werden, ebenso sind unphysiologi
sche Druckbelastungen zu vermeiden.
Die einzelnen Bereiche der Stumpfbettung müssen den anatomischen Gegebenheiten entsprechen, wobei der
Umfang nach funktionellen Gesichtspunkten zur Stumpfkompression reduziert wird.
Durch den Einsatz des Anatomical SIT-Cast-Gipsgeräts soll die Abformung des Oberschenkelstumpfs systemati
siert werden, ohne die individuellen Kriterien zu vernachlässigen. In Verbindung mit dem Otto Bock Gipsapparat
743A11 und dem SIT-Cast-Gipsgerät Pneumatik 743G10 oder dem SIT-Cast-Gipsgerät 743G1 erfolgt die Gipsab
nahme unter Belastung.
6.1.2 Vorteile der Anatomical-Form
Die Schaftform hat folgende Vorteile:
•
Das Sitzen ist durch den großen Glutaeus-Ausschnitt komfortabler, da der Patient nicht auf einem Schaftanteil
sitzt (keine Behinderung durch Kunststoff). Freie Beweglichkeit, ein besseres und funktionelleres Gangbild,
und für Patienten sehr wichtig, eine verbesserte Kosmetik.
•
Der Bewegungsspielraum ist durch die niedrigen Randverläufe wesentlich verbessert. Volle Hüftflexion ist
möglich und abhängig von der Länge des Stumpfes und Flexibilität der Hüfte, kann der Patient nahezu die nor
male externe Rotation bis zu 90˚ (Schneidersitz) erreichen.
•
Das Aussehen der Hüfte und des Gesäßes während des Gehens ist physiologischer. Ein Unterschied zur ge
sunden Seite ist kaum feststellbar.
6.1.3 Einstellmöglichkeiten zur Abformung anatomischer Strukturen
Die präzise zu justierenden Abformelemente dienen einer genaueren Erfassung von anatomischen Strukturen be
reits während der Gipsabnahme. Somit wird die Erstellung eines patientenindividuellen Gipsnegativs erleichtert.
Um der individuellen Anatomie zu folgen, sind die Elemente der Ramus-Umgreifung in zwei Dimensionen stufenlos
einzustellen.
1. Der Ramus-Winkel wird über die Elemente der Ramus-Umgreifung genau erfasst. Diese sollten parallel zum
Ramus-Ast verlaufen und werden weiter anterior positioniert als bei klassischen CAT-CAM Schäften. An dieser
Position beträgt der Winkel beim männlichen Becken ca. 30°, beim weiblichen Becken ca. 40° bis 45°. Dieses
sind lediglich Richtwerte und sollten individuell überprüft werden. Es ist sowohl bei der Voreinstellung als auch
bei der Durchführung des Abdrucks darauf zu achten, dass posterior die Elemente zur Ramus-Umgreifung zu
sammen mit dem Tuber ischiadicum abschließen.
2. Der Abstand der Elemente zur Ramus-Umgreifung in mediolateraler Richtung kann variiert werden und richtet
sich sowohl nach der a–p-Position der Elemente als auch nach dem Ramus-Winkel.
Die Frontalpelotte verfügt über eine nach medial verlaufende Aussparung zur Entlastung des Bereichs der Adduk
torensehnen.
Sie kann ebenso stufenlos in anterior–posterior verstellt werden, um das genaue a–p-Maß einzustellen (zwischen
Adduktorensehnen und posteriorem Anteil des Tuber ischiadicum). Bei der Voreinstellung ist darauf zu achten,
dass posterior die Elemente zur Ramus–Umgreifung zusammen mit dem Tuber ischiadicum abschließen.
743Y50 Anatomical SIT-Cast
Gebrauch
Ottobock | 9