Anmerkung: Durch Aufbringen von leichtem und star
kem Druck und in Abhängigkeit des angezeigten Mess
wertes kann ein mittlerer Druckpunkt bestimmt werden.
5. Durch Drehen der Messbacken um die Seilachse,
unter Beibehaltung der Position „quer" und kontinu
ierlicher Beobachtung des angezeigten Messwertes,
sind der minimale und maximale Durchmesser zu
notieren.
6. Die Schritte 3 bis 5 sind gemäß den Hinweisen im
Kapitel Messvoraussetzungen zu wiederholen. In
regelmäßigen Abständen oder bei unrealistisch er
scheinenden Messwerten ist die korrekte Nullstellung
gemäß Schritt 2 zu prüfen.
11. Anwendungshinweise
Messgenauigkeit Messmittel
Nach DIN EN 123851 wird eine maximale Messunge
nauigkeit des Messmittels von ± 0,02 mm für Seil
durchmesser bis einschließlich 25 mm, ± 0,05 mm
für Seildurchmesser über 25 mm bis 100 mm und
± 0,1 mm für Seildurchmesser über 100 mm gefordert.
Die Forderung aus dieser Norm zielt maßgeblich auf
die Prüfung und Einhaltung genauer Durchmesser
(toleranzen) ab, welche während der Fertigung und
im Neuzustand zu gewährleisten und überprüfen sind.
Der PFEIFER Messschieber 60 hält die Anforderungen
nach EN 123851 ein und erfüllt somit höchste Genau
igkeitsanforderungen. Die PFEIFER Messschieber 45,
75 und 125 können aufgrund Ihrer Geometrie diese
Forderung nicht erfüllen, sind aber für die Prüfung von
Seilen im Betrieb (bzgl. Ablegereife nach DIN ISO 4309)
uneingeschränkt geeignet.
HINWEIS: Die (theoretische) Messungenauigkeit des
Messmittels ist in Relation zu den weiteren Einfluss
faktoren (siehe folgende Abschnitte) vernachlässigbar.
Messgenauigkeit Einflussfaktoren
In einer PFEIFERinternen Studie wurden mögliche
Einflussfaktoren genauer untersucht und quantifiziert.
Die einzelnen Ergebnisse und Einflüsse aus dieser
Studie werden im Folgenden beschrieben.
In dieser Untersuchung wurden an einem Seilstück
mit Nennseildurchmesser 16 mm zwei Messpunkte
definiert. An diesen zwei Messpunkten wurden von
verschiedenen befähigten und fachkundigen Personen
unter exakter Vorgabe der Messmethodik die Durch
messer gemessen und dokumentiert.
Dabei ergaben sich folgende Ergebnisse bzw.
Abweichungen:
• Personenabhängiger Messunterschied:
± 0,03 mm (± 0,19 % Seilnenndurchmesser)
PFEIFER-Seil-Messschieber 01/2022 / Änderungen vorbehalten!
8
• Orientierung der Messbacken „quer" vs. „längs":
± 0,05 mm (± 0,31 % Seilnenndurchmesser)
• Krafteinwirkung:
± 0,05 mm (± 0,31 % Seilnenndurchmesser)
• Druckpunkt „Messbacken" vs. „Schieber":
keine signifikante Abweichung
• Strangzug/Belastungszustand „unbelastet" vs.
„maximale Tragfähigkeit": bis zu –0,5 mm
(–3,13 % Seilnenndurchmesser)
Fazit:
Selbst bei exakter Einhaltung der Messmethodik sind
Messfehler bis ± 0,05 mm kaum zu vermeiden. Die
Bewertung des gemessenen Seildurchmessers ist somit
nur im 0,1 mmBereich (gerundet auf den näher liegen
den 0,1 mm Schritt) sinnvoll. Die Angabe der tatsäch
lichen Messwerte kann trotzdem mit 0,01 mmGenauig
keit erfolgen, um die Darstellung von Tendenzen der
Messwerte zu ermöglichen.
Zustandsabhängiger Durchmesser über den
Seillebenszyklus
Setzung im Betrieb
Seile erfahren mit ihrer ersten Belastung eine Setzung
des Gefüges und somit eine Reduzierung des Durch
messers. Die Definition der Durchmessertoleranz/
Spezifikation für das Neuseil gilt somit nur für den
komplett unbelasteten und ungesetzten Neuzustand
und ist vor dem Auflegen/Montage des Seiles auf der
Anlage nachzuprüfen.
Anliegender Strangzug
Seile erfahren unter Zugkraft eine Reduzierung des
Durchmessers. Dabei ist die Durchmesserreduzierungs
rate bei niedrigen Strangzügen am größten, d. h. die
relative Durchmesserreduzierung ist vom unbelasteten
Zustand zu einem Strangzug von 5 % der Seilmindest
bruchkraft deutlich größer als die relative Durchmesser
reduzierung zwischen 5 % und 10 % der Seilmindest
bruchkraft.
1,4%
1,2%
1,0%
0,8%
0,6%
0,4%
0,2%
0,0%
0%
5%
10%
Strangzug [%
Abb. 4: Exemplarischer Verlauf Durchmesser über Strangzug
(nicht allgemein anwendbar)
15%
20%
25%
30%
]
Fmin