Viscount Jubilate 230 Owner's Manual page 48

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Beim "natürlichen" Stimmverfahren, das auf dem akustischen Phänomen der Harmonien beruht, ist es nicht
möglich, daß zwei wichtige Intervalle im "reinen" Zustand (d.h. ohne Schwebungen) nebeneinander bestehen:
die große Terz und die reine Quinte. Daher wurden im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Kompromißlösungen
vorgeschlagen, die als TEMPERATUREN bezeichnet werden. Sie privilegieren das eine oder das andere
Intervall und variieren sie in vielfältiger Weise.
In der Antike und im Mittelalter bis zu den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts war das „pythagoreische"
Stimmsystem in Gebrauch, bei dem die Quinten vollkommen rein gestimmt wurden. Die sich hieraus ergebende
große Terz klang besonders unangenehm und wurde daher als dissonant angesehen. Die Musik jener Zeit
war jedoch vorwiegend einstimmig und die ersten Formen polyphoner Vokal- und Instrumentalmusik machten
von der Quinte großzügigen Gebrauch. Mit Beginn der Renaissance und dem Aufblühen des polyphonen
Gesangs wurde die große Terz allmählich als konsonant empfunden. Die Instrumente mit fester Stimmung
wie die Orgel und das Cembalo wurden dieser neuen Situation angepaßt, indem man eine „mitteltönige"
Temperatur anwandte, welche die große Terz gegenüber der Quinte privilegierte. Dieser Temperatur kommt
eine besondere Bedeutung zu, da sie ab dem 16. Jahrhundert bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts
normalerweise in Europa verwendet wurde. Nachstehend sind die sechs Temperaturen der Jubilate aufgeführt
und zwar zuerst die "mitteltönige Stimmung" oder MEANTONE.
MEANTONE
8 reine große Terzen: Es – G / B – D / F – A / C – E / G – H / D – Fis / A – Cis / E – G.
-
4 unbrauchbare große Terzen (verminderte Quarten): H – Dis / Fis - Ais / Cis - Eis / As – C.
-
1 Quinte, die gemeinhin als "Wolfquinte" bezeichnet wird (vergrößerte Quinte, stark dissonant): Gis - Es.
-
-
Sehr unregelmäßige chromatische Tonleiter (folglich erweisen sich die chromatischen Kompositionen
als sehr charakteristisch).
Mit dieser Temperatur verwendbare Tonarten: C-Dur / D-Dur / G-Dur / A-Dur / B-Dur und die zugehörigen
-
Moll-Tonarten.
Die folgenden Temperaturen erlauben hingegen den Gebrauch aller Dur- und Moll-Tonarten, auch wenn sich
nanche Tonarten im Vergleich zur aktuellen temperierten Stimmung als sehr charakteristisch erweisen..
WERCKMEISTER
Diese vom Organist und Musiktheoretiker Andreas Werckmeister entwickelte Temperatur empfiehlt sich für
Interpretation des deutschen Musikrepertoires des ausgehenden 17. Jahrhunderts.
KIRNBERGER
Diese von Johann Philipp Kirnberger, einem Schüler von J.S. Bach, erarbeitete Temperatur erweist sich als
geeignet sowohl für die Interpretation der deutschen Barockkomponisten als auch der Werke von Bach.
VALLOTTI
Diese Temperatur des Italieners Francescantonio Vallotti wurde später in England von Thomas Young wieder
aufgenommen. Besonders wirkungsvoll kann sie für das italienische Repertoire des 18. Jahrhunderts, aber
auch für das englische Repertoire des gleichen Zeitraums verwendet werden.
PYTHAGOREAN
Diese Temperatur, bei der die Quinten vollkommen rein gestimmt werden, geht auf das Mittelalter bis zum
15. Jahrhundert zurück und kann daher für die Interpretation der Musik jener Zeit verwendet werden.
viscount Jubilate 230-232-235-245
EINE KURZE ANMERKUNG ZU DEN TEMPERATUREN
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